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„Biokraft“ aus Mülltonnen

Neues Projekt für die Verwertung von organischen Abfällen

31.08.2012

Der Zweckverband  Regionale Abfallwirtschaft (RegAb), zu dem der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (A.R.T.), der Eifelkreis Bitburg-Prüm, der Kreis Bernkastel-Wittlich und der Vulkaneifelkreis gehören, beteiligt sich an einem neuen Projekt zur hochwertigen Verwertung von organischen Abfällen. Forschungsgegenstand des Projekts, für das die EU 2,1 Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung gestellt hat, ist der Einsatz eines biogenen Brennstoffs, der aus Hausmüll erzeugt werden kann. Damit soll ein weiterer Baustein bei der Gewinnung von Rohstoffen und Energieträgern aus Abfall nach dem Konzept „Mertesdorf“ geschaffen werden. Insgesamt sind für das Projekt, das bereits im Oktober dieses Jahres startet und drei Jahre dauern wird, 4,2 Millionen Euro veranschlagt.  



Salatblätter, Kaffeesatz, Kartoffelschalen landen in Trier und Umgebung entweder auf dem Kompost oder in der Mülltonne. Im Garten wird daraus Komposterde. Die darin enthaltenen Nährstoffe fließen in den Stoffkreislauf zurück. Was aber passiert mit jenen organischen Abfällen, die über die Mülltonne entsorgt werden? Sie werden  in der mechanisch-biologischen Trocknungsanlage (MBT) Mertesdorf als „Motor“ für die Trocknung genutzt und anschließend als Brennstoffersatz für fossile Energieträger wie Öl, Gas oder Kohle in Kraftwerken eingesetzt. Das Abfallgemisch hat einen Brennwert von deutlich mehr als 11.000 Kilojoule pro Kilogramm. Damit ist dieser Verwertungsweg nach dem neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz, das am 1. Juni dieses Jahres in Kraft getreten ist, gleichrangig mit der stofflichen Verwertung und auf Rang 3 in der neuen fünfstufigen Abfallhierarchie.





Ökologisch effizient und verbraucherfreundlich
Experten schätzen, dass der aussortierbare Anteil an Biomassebrennstoff im Restabfall gegenwärtig bei 17 % liegt. Das entspricht einer Menge von jährlich etwa 40 kg pro Einwohner bzw. 21000 Tonnen, die - statt über die Biotonne eingesammelt zu werden - aus dem Restabfall gesiebt und aufbereitet werden können. Wo diese recycelte Biomasse letztendlich eingesetzt wird, soll im Rahmen des Projekts ebenfalls untersucht werden, wobei zurzeit Bioabfälle auch als Lieferant für Biokraftstoff und Biogas der so genannten zweiten Generation erforscht werden. Sie haben im Vergleich zu Biokraftstoff und Biogas aus nachwachsenden Rohstoffen, den Vorteil, dass sie eine eindeutig positive CO2-Bilanz aufweisen und für ihre Herstellung keine Nahrungsmittel verwendet werden. Gleichzeitig findet für ihre Produktion kein Verdrängungswettbewerb bei den Anbauflächen statt.

Länderübergreifende Zusammenarbeit
Das Projekt mit dem Namen Life + „MARSS“ (Materials Advanced Recovery Sustainable System) ist länderüberreifend. Die RegEnt GmbH, eine 100 %ige Tochtergesellschaft des Zweckverbands Regionale Abfallwirtschaft mit Sitz in Trier, übernimmt mit der Separierung und Aufbereitung der Biomasse aus Hausabfall die großtechnische Umsetzung. Der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen obliegt die wissenschaftliche Leitung. Die Universität Neapel wird die Ökobilanz erstellen. Inwieweit die Bürger das System unterstützen und anderen sozialpolitischen Fragen wird die Universität Barcelona nachgehen. Neben einer EU-Markterhebung sind außerdem Machbarkeitsstudien zur Übertragbarkeit des technischen Systems in Italien, England, Tschechien und Griechenland vorgesehen. Die Hälfte der Kosten finanziert die EU. Die RegEnt GmbH in Mertesdorf stellt das Know-how, die Anlage zur Trocknung und Sortierung des Abfalls sowie das Personal für die technische Umsetzung zur Verfügung.

Technik statt Tonnensalat
„Wir freuen uns, dass wir von der EU den Zuschlag für dieses Projekt bekommen haben“, erklärt Max Monzel, Geschäftsführer des RegAb und der RegEnt. „Es ermöglicht uns, wissenschaftlich fundiert darzulegen, dass in unserer Region auf die getrennte Bioabfalleinsammlung über eine zusätzliche Biotonne verzichtet werden könnte, ohne auf die Potenziale der Biomasse aus privaten Haushalten zu verzichten“, fügt er hinzu. Ungeachtet dessen, ist der Abfallzweckverband erfreut, dass EU und Wissenschaft erneut bereit sind, mit dem RegAb neue, kreative Wege zu gehen, um moderne Aufbereitungstechnik an die Stelle von „Tonnensalat“ –wie Max Monzel es nennt - zu setzen und dabei auch mal gegen den (politischen und lobbyistischen) Mainstream zu schwimmen.

Erste Ergebnisse und die Bewertungen derselbigen werden für 2014 erwartet. Die praktische Versuchsphase ist auf zwei Jahre ausgelegt. Das Projekt endet im August 2015. Die Versuchsanlage zur Trennung der Biomasse aus dem getrockneten Abfall wird auf dem Gelände der RegEnt Anfang 2013 in Betrieb genommen.


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